Ausstellungen

Molly Millions

2019

DIE SOPHIE Münster

Raum und seinen Inhalt lese ich oftmals rein formal; registriere ich dabei einen passgenauen Verbund zwischen Körpern, führt er sich mir vor als ein sich bewegendes modulares System. Dieses System kann dabei funktional, aber auch zweckentbunden sein; es ist befriedigend, wenn Körper ineinander passen. Die Passung konkretisiere oder dekonstruiere ich in verschiedenen Modi: als kontemplative Demonstration oder als Evokation eines imaginären Passmomentes durch Weglassen des Komplements. Ich erlange blinzelnd erneut mein Bewusstsein zurück, bin noch immer in meiner Konsole angedockt. Auf meiner Netzhaut glimmt das Negativ der monolithischen Lichtabformung nach – retinales Abbild des wechselseitigen Flusses virtueller Protonen und der vorhandenen Vakuumenergie [] Luisa Kömm

HARMONY SOCKET

2018
Kunstakademie Münster

Die Bilder mit weißem Hintergrund und darauf gesetzter scharfer Form scheinen, so Luisa Kömm, als wären sie in eine ätzende Lösung getaucht, die biologisches Material auslöscht und technoide artifizielle Formen piktogrammartig stehen lässt. Hier offenbart sich das Verlangen nach Verbund von Künstlichem und Natürlichem.

Sowohl die Objekte, als auch die in den Bildern steckende Motivik können aus der Anwendbarkeit heraus gedacht werden, die Anleitung zum imaginären Vollzug des Verbundsystems sind den Körpern inhärent. Wenn sie von der Anwendbarkeit heraus gedacht sind, dann wird jedes einzelne Motiv ab einem gewissen Zeitpunkt, dem die Befriedigung des Passmomentes voraus gegangen ist, ungemütlich, denn die technologische Veränderung der menschlichen Physis, der Verbund also aus dem Kadaverischen und dem Künstlichen kann wunde Stellen erzeugen.

Ausgangspunk ist immer das Ausleben des Fetischs für Dinge, die ineinanderpassen, andocken, zusammenklicken –  konkave und konvexe Formen bieten sich an. Es wird je Motiv und Objekt entschieden, ob der Verbund der Formen demonstriert wird, indem beide Protagonistenformen vorhanden sind, oder ob ich den Passmoment entsage, indem auf das Gegenstück verzichtet wird.

Verstärkt in dieser Ausstellung geht es um einen Körperbezug. Es gibt aber auch Modi, die sich dem direkten sensitiven Modus der Körperlichkeit entziehen und auf dinglicher Ebene fungieren, ein Verweis hierbei auf den „Ribbon“ von Pierre Paulin aus dem Jahre 1965, oder das wie ein spaceshuttle anmutende Gewicht auf dem Boden, das als ein richtungsweisender Monolith, wie ein Lesezeichen fungiert. Er gibt das nötige Gegengewicht zum freeze, und setzt mit der Information über seine Herstellung die Anleitung zum Vorstellen des repetitiven Passens.

Felicia Dürbusch

Foto: © Kunstakademie Münster, Ilsuk Lee

Ein gewisser Druck wird da sein, wenn du cool sein willst

2018

Kunstakademie Münster

Ich sehe den menschlichen Körper als modulares System. Orth- und Prothetik verbinde ich nicht nur mit dem Normativen, Pathologischen und der Kompensation, sondern auch mit einer Ästhetik.
Passteil N.H. und Passteil T.S.H. sind maßgefertigte Teile, die sich jeweils in die Trichterbrust von N.H. und T.S.H. einlassen. Passteil F.D. ist eine maßgefertigte „Orthese“ für F.D.s rechtes Schienbein. Alle Passteile haben weder orthopädische Funktion, noch technisches Enhancement. Ich beschreibe es als ästhetisches Exoenhancement, dem ich jetzt schon die Frage stelle:
Trotz dessen es sich nicht um biomedizinisches Enhancement handelt (bei dem sich die Autonomie des Einzelnen in der Entscheidungsfrage doch bestimmt nicht erhalten lassen wird (?)), bleibe ich autonom in der Entscheidungsfrage, wenn es um das ästhetische Exoenhancement geht ? – denn ein gewisser Druck wird da sein, wenn du cool sein willst.

Haare leck mein Holz

2018
Kunstakademie Münster

Die Klinge dringt ein, das Holz spaltet sich. Schweiß entsteht. Von A nach B Arbeit permanent, der Stapel wächst. Gleichzeitig sind Bildträger an der Wand, permanent unbewegt nicht nur als Kulisse, sie fordern auf hinzusehen, dumpfer Schlag hinter Dir – das Unbehagen verlangt was ab, überwinden für’s Betrachten.  Handwerk Handwerk, und irgendwie geht’s auch um Schönheit. Felicia Dürbusch, Foto: Malte Reuters

Akademie [Arbeitstitel]

2018
Kunsthalle Düsseldorf

Inventur 17

feuchte Farbkrem [Die Zähigkeit liegt etwas höher als bei Zahnpasta] ist gefügsam, dann, stimulus im Bild enthalten, anschauend mach’s dir selbst; fuck ja, das Passen im repetitiven Ablauf imaginativ vollziehen. Das sich aus [stecken, anlegen, docken, klicken, schmiegen, einlassen, vakuumieren,…] zusammensetzende Gemalte hier braucht, um effektiv zu sein, HOCHkomplexe 🙂 Verarbeitung; wenn du in Narkose bist, kannst du mit diesen 21 in-formatio-speicher nichts. Felicia Dürbusch, Foto: Sarah Kramer

.zip [Projekt Klasse Klaus Merkel]

Ein All – Over unterschiedlichster Formate und Sujets wird in kurzem Abstand zur gezielten Konfusion gegenüber und gegeneinander gehängt. So sind 21 künstlerische Positionen, aus denen 126 Bilder resultieren, auf knapp 17m Wand komprimiert.
Der Titel .zip (aus dem Englischen „zipper“, Reißverschluss) beschreibt ein Dateiformat, welches eine verlustfrei komprimierte Datenspeicherung ermöglicht. Diese reduziert nicht nur den Platzbedarf in der Archivierung eines umfassenden „Datenpakets“, sondern lässt sich als entsprechende Containerdatei definieren, in der zusammengehörige Dateien bzw. Verzeichnisse möglichst effizient zusammengefasst werden. Paula Fröhlich

2017 rapid eye movement

rapid eye movement

2017
Kunstakademie Münster

Werkmotive auf Bettwäsche – Original, Reproduktion, Kopie und Vervielfältigung, zwischen Entwertung des Bildstatus durch den Zweck Bettwäsche, Dekoration und potentieller Massendrucksache – und Aufwertung durch Charakter des Populären, gar des „Pop“?

Der paradoxe Schlaf ist die Phase des Schlafenden, in der sich die Augen bei geschlossenem Lid schnell bewegen [=rapid eye movement]. Erlebnisse der wachen Phase werden hier ausgewertet. Diese Verarbeitung von Bildern auf einer anderen Ebene transferiert die Klasse von Prof. Klaus Merkel mit deren Druck auf Bettwäsche. Die Studierenden paraphrasieren mit dieser Art von Bildträger das Medium der Präsentation als populärkulturellen Zugang zur Kunst. Das Verhältnis zwischen Bildträger und Motiv, und dessen Kopierbarkeit in diesem Fall, werden in den Diskurs von Kunst und Alltag gestellt. Es stellt sich die Frage, ob die Reproduktion eines Motivs auf pragmatisch alltäglichen Gegenstand und damit die potentielle Massendrucksache, eine Entwertung des Bildes zur Folge hat oder ob sich an dieser Stelle ein Denken in wertenden Dualismen von Original und Reproduktion überhaupt anführen lässt. 22 Bettwäschen-Sets, beidseitig bedruckt mit jeweils unterschiedlichen Motiven, werden in der Klasse getaktet festgenagelt. On demand können die einzelnen Modelle erworben werden.
Mit professionellem Druck auf hochwertigen Stoff wurde die Klasse unterstützt von Bierbaum Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG. Felicia Dürbusch

2017-Inventur 17

Inventur 17

2017
Kunstakademie Münster

Inventur 17 macht Formkonstrukten aus meinem Skizzenarchiv eine große Fläche auf. Während der Inventur des Archivs bleibt eine Auslese an Skizzen, deren befriedigender Moment des Ineinanderpassens ich noch einmal im Malprozess erfahren will. Zurück bleiben die Skizzen, bei deren Archivierung der Höhepunkt schon verlebt ist. Felicia Dürbusch

2016 Passstücke, Galerie Januar e.V. Bochum

Passstücke

2016
Galerie Januar e.V. Bochum

Mit der als »Umwelt« weit gefassten Quelle der Formgefüge eröffne ich mir den absoluten Operationsspielraum. Die Motivik entspringt einesteils dem Bauplan der menschlichen Anatomie, anderenteils entsteht die Form der Malerei durch die Auslese von Objekten im Designformat oder durch das Herausnehmen banaler, zweckrationaler Gegenstände. Ich löse die Formgefüge aus ihrem Kontext heraus und lasse sie auf dem Bildträger beschnitten, abstrahiert und reduziert in verschiedenen Modi in Interaktion treten. Damit gilt das Œuvre weder einer äußersten Abstraktion, noch einer realitätsgetreuen Abbildung des Gesehenen. Das Gemalte soll eine Relation zur Figur behalten, auf dass Assoziation zu Bekanntem empfunden werden kann; indes ist die Form zu entziffern. Mit der Suche nach ineinanderpassenden und sich komplementierenden Elementen entstehen Gebilde, die ich als »Passstücke« bezeichne. Bei der malerischen Umsetzung konzentriere ich mich auf den Passmoment dieser Formen; der Bildinhalt ist auf diesen Moment der Interaktion reduziert. Körpersysteme gekoppelt mit Formen, die als Prothesen, Orthesen, Rüstungselemente oder Stützen agieren, oder Formationen von Objekten, die passgenau funktionieren, sind in eine zweidimensionale, desillusionierte Ebene überführt. Felicia Dürbusch

2015 Lattgold, Kunstverein Hamm - Gruppenausstellung (K)

Lattgold

2015
Kunstverein Hamm

Von der unbefleckten Wand zum Lattgold

Wir überziehen: Latte mit güldenem Surrogat. Wir verlagern vom goldschwülstigen Rahmen zur schlagmetallenen Schwebe: Unscheinbar dünn gewundene Seile an Dachlatte, ein Lauf für stumpfe Taktung von Bildern. „Dezentes Präsentieren“, sagt das Bilderschienenset, die Latte hält’s aus(!) und durchkreuzt die Artysphäre von Museen, Galerien wie Praxen jeglicher ärztlicher Fachrichtung. Geschmack statt Beigeschmack. Ungehobelt mit bösen Ösen nimmt sie dem goldenen Hahn die gravitätische Miene. Denkoperation „Galerieschiene“ – 30 Jahre Unbeflecktheit ohne Hämmern und Nageln. Der Glanz hebt ab zur Fete. Aus der Not den Regler hochschieben. Felicia Dürbusch

2015 Malerei 15, Emsdettener Kunstverein - Gruppenausstellung (K)

Malerei 15

2015
Emsdettener Kunstverein

Der Malerin geht es in ihren Bildern um das Wunder des Zueinanderpassens, um das ebenso exakte wie harmonische Sich-Anschmiegen und Ineinanderfügen zweier Formen. Diese müssen außerhalb der Bildwirklichkeit gar nichts miteinander zu tun haben. Im Bild werden sie von der Künstlerin (…) aneinandergesetzt, oftmals in ausgedehnten Gelenkzonen, manchmal auch nur an wenigen Berührungspunkten. Diese aber sind das Wesentliche (…): Solche entstehen erneut im Einpassen der jeweiligen Formen ins Bildformat, denn auch an den Außengrenzen des Gemäldes operiert Felicia Dürbusch haargenau, so dass die Motive wirken wie unverrückbar eingespannt ins Bildgeviert. Die Körperlichkeit der Malerei bildet dabei einen starken Kontrast zum beinahe grafischen Look der Gemälde (…). Stephan Trescher

2015 Potlach, Kunstakademie Münster – Gruppenausstellung

Potlach

2015
Kunstakademie Münster

>Potlach< – beschreibt eine indianische Tradition in Kanada. Dabei ging es um die Verteilung von Geschenken; je größer das Geschenk, desto größer war auch das Ansehen des Schenkenden in der Abstammungslinie der Gemeinschaft. Um einer solchen Ehre gerecht zu werden oder diese gar zu übertreffen, bedurfte es eines noch größeren Geschenkes. Ganze Stämme trieben sich auf diese Weise in einer Spirale an Überbietungen in den Ruin, sodass >Potlach< von 1849 bis in die 1950er Jahre in Kanada verboten war. In gleicher Weise werden beim >Potlach< der Klasse Prof. Klaus Merkel am Rundgang 2015 über 400 Bilder von 17 Malerinnen und Malern verschenkt. Die Gemälde sind im Jahr zuvor extra für >Potlach< angefertigt worden. Die Besucher können am Eröffnungsabend ein Bild auswählen und mitnehmen. Bei der Auswahl des Bildes bleiben die Namen der Malerinnen und Maler anonym. Interessant, weil auch der Professor mit vier Bildern vertreten und damit die Wertfrage aufgeworfen ist. Die Wertfrage durch „Preislosigkeit“, und die Anonymität der Malerinnen und Maler spielen die Hauptrollen.  Malte Frey

Nach drei Stunden am Eröffnungsabend bleibt zurück: Eine leere Wand mit 800 Nägeln.

2015 Der überlebte Körper, B-side Münster – Gruppenausstellung

Der überlebte Körper

2015
B-Side Münster

Bekanntes sagt sich los vom Alten, verändert sich, wird moduliert. Mit der Abkehr vom Unzeitgemäßen wirkt es fort.
Upcycling als Deformation (die Neues hervorbringt).
Der überlebte Körper überlebt sich.
Die Überbleibsel überwinden das Attribut »derelict«:
Fragmente werden zu neuen Formen.
Rudimente werden zu intakten Organen.
Das Relikt wird zur modernen Insignie.

Luisa Kömm